Susan Schramm: Herzlich willkommen Renata! Und danke, dass du dir die Zeit nimmst, um mit uns über das The Cloud One Prag zu sprechen, vor allem über deine Kunst. Deine Kunst macht einen großen Teil des Eindrucks von dem Hotel aus. Wie fühlt sich das an, wenn man das geschaffen hat und zum ersten Mal sieht?
Renata: Total überwältigend. Ich habe es zwar in meinem Studio in Berlin als Probeaufbau getestet aber als ich es das erste Mal dann so richtig groß gesehen habe, war ich den Tränen nahe. Nach so vielen Monaten und so langer Arbeitszeit das fertige Werk zu sehen, ist schon überwältigend.
Susan: Was hast du dir gedacht, als du gefragt wurdest, ob du die Kunst für das Hotel gestalten möchtest?
Renata: Wow! Das war das Allererste, an das ich gedacht habe. Vor allen Dingen fand ich toll, dass ihr die Kunst damit unterstützt. Also, wirkliche Kunst und ihre Künstler - im Gegensatz zu den Massenproduktionen, die sonst so zur “Verschönerung” aufgehängt werden. Als zweiter Punkt hat mich die Thematik Prag persönlich berührt. Das ist eine Art “Back to the roots” für mich und die Kombination hat einfach gut gepasst.
Susan: Kommst du ursprünglich aus Prag?
Renata: Ich bin nicht weit von hier, in Zábřeh, geboren. Damals herrschte allerdings noch der Kommunismus und meine Schwester ist alleine – sie ist 20 Jahre älter als ich – nach Deutschland zu Verwandten geflohen. Wir haben uns lange nicht gesehen und sind erst Jahre später - meine Mutter, mein Vater, mein Bruder und ich - auch nach Deutschland gekommen. Seitdem habe ich in London gelebt, jetzt in Berlin, und deswegen war Prag für mich eine Art zurück kommen in die alte Heimat.
Susan: Prag ist ja ohnehin eine sehr emotionale Stadt in vielerlei Hinsicht - vor allem natürlich durch ihre Geschichte, die einem hier an jeder Ecke begegnet. Aber dann hat sie für dich natürlich noch einmal eine besondere Bedeutung. Hast du einen Tipp, was man gesehen oder erlebt haben sollte?
Renata: Da gibt es die ganz klassischen Punkte, zum Beispiel natürlich hoch zur Burg gehen. Und morgens um 4 oder 5 Uhr über die Karlsbrücke zu gehen, denn dann ist sie meist ganz leer und diese Atmosphäre, in der Sommerzeit, wenn die Sonne grade aufgeht, ist wunderbar. Wenn man es denn schafft, so früh aufzustehen! Ansonsten würde ich jedem empfehlen, sich in eine Straßenbahn zu setzen und einfach mal sehen, wo die einen hinbringt. Das haben jetzt Freunde von uns gemacht und die waren ganz erstaunt, wie schnell sich Prag eigentlich ändert. Denn jeder kennt zwar die Innenstadt, aber keiner geht mal weiter raus. Also reinsetzen und gucken, wo die Straßenbahn einen hinbringt!
Susan: Ja, auch außerhalb der Altstadt gibt es viel zu entdecken. Prag hat als Stadt ohnehin ganz viel zu bieten: kulinarisch, künstlerisch, geschichtlich. An jeder Ecke gibt es hier irgendwas zu sehen.
Zurück zu deiner Kunst: Wie geht man das denn an, wenn jemand fragt, „Hast du Lust, Kunst für unser Hotel zu machen?“
Renata: Also, erstmal wurde ich von eurem Design-Team kontaktiert. Sie kannten meine Kunst durch ihre Recherchen … und dann ging es schon los mit Vorschlägen, in welche Richtung man sich was vorstellen könnte. Also, wie kann man an der Rezeption gestalten, was kann man in die Zimmer an Kunst reinbringen? Bei den Ideen und Vorschlägen arbeitet man immer so ein bisschen zusammen. Und dann ist es natürlich am Künstler oder der Künstlerin selbst, die kreative Arbeit zu leisten.
Susan: Was inspiriert dich dann? Läufst du durch die Stadt und denkst, das ist typisch für Prag oder woher nimmst du deine Inspiration, deine Ideen?
Renata: Ich arbeite mit Collagen, das heißt: Ich sammle schon über Jahre hinweg Bilder, Fotos, Zeichnungen und Drucke, die ich selbst fertige. Also, handgedruckt, Siebdruck, Radierungen… Mittlerweile ist eine Riesensammlung zusammengekommen. Die setze ich dann immer in meinen Collagen unterschiedlich ein und die Inspirationen kommen je nach Thema. Für das Thema Prag als Stadt bin ich wieder hierhergekommen, habe Fotos gemacht, gezeichnet, bin durch die Stadt gelaufen und habe auch alte Familienfotos durchgesehen, ob ich noch irgendwelche alten Motive finden kann. Und die kamen dann auch dazu. So fängt eigentlich der Prozess an. Und dann wird wirklich Stück für Stück eine Riesencollage zusammengesetzt - die man dann jetzt im Hotel sieht.
Susan: Und die ist wirklich beeindruckend. Sie führt einen schon in die Stadt hinein, was ja immer auch die Intention unserer Hotels ist. Robert, der Hoteldirektor, hat es schön beschrieben: Deine Kunst baut quasi eine Brücke in die Stadt - die wir hier oben von der Dachterrasse ganz genau vor Augen haben, besonders die Prager Türme!
Renata: Das ist hier oben wirklich ein Wahnsinn! Ich kann nur empfehlen, sich hier oben ein Glas Wein zu gönnen und den Blick auf Prag zu genießen - und natürlich auf die Kunst. (lacht)
Susan: Na, darauf lass uns anstoßen!
Stück für Stück
Wir haben Renata in ihrem Studio besucht - hier entsteht die Collagen-Kunst für unser Hotel